Eisenzeit Religion

Erkenntnisse über die rituellen und religiösen Strukturen, in die das Leben und die der Eisenzeitmenschen ergaben sich aus Leichenfunden in Mooren. Unter diesen Bedingungen blieben die Leichname sehr gut erhalten. 1950 entdeckten Torfstecher in Toll in Dänemark ein menschliches Gesicht im Torf. Der Körper, der als Tollundmensch bekannt wurde, war unbekleidet bis auf eine Lederkappe und einen Ledergürtel. Die Füße hatte er angezogen wie ein Embryo im Mutterleib. Die Augen des Mannes waren geschlossen und um seinen Hals lag der Strick, an dem er vor ungefähr 2000 Jahren aufgehängt worden war.
Hunderte solcher Moormenschen wurden in Nordeuropa meist von Torfstechern entdeckt. Die Mehrzahl scheint eines gewaltsamen Todes gestorben zu sein, oft durch Strangulierung, also Hängen oder Erdrosseln, oft durch Schläge auf den Kopf oder Erstechen.
Vielleicht wurden sie für ein Verbrechen bestraft. Es gibt auch einige Hinweise darauf, daß es sich bei ihrem Tod um rituelle Opfer handelte. Der Körnerbrei, der im Magen einiger Leichen gefunden wurde, könnte ein rituelles Mahl gewesen sein. Außerdem waren viele der Opfer wahrscheinlich von hohem gesellschaftlichem Rang. Die Hände waren gepflegt und ohne Schwielen, sie wurden zurechtgemacht und entkleidet, ehe sie in das Moor gelegt wurden.

Während der Eisenzeit wurden auch andere Dinge, v.a. Metallobjekte, aus rituellen Gründen in Mooren oder im Wasser versenkt, so ist anzunehmen, daß diese Orte eine besondere Bedeutung besaßen. Die in La Tène gefundenen Votivgaben umfaßten mehr als 150 Schwerter, darunter einige mit verzierten Scheiden, sowie Fibeln, Lanzenspitzen und andere Werkzeuge und Waffen aus Bronze und Eisen. Ähnliche Weihegeschenke, darunter auch der Battersea-Schild (British Museum), wurden aus der Themse geborgen.

Begräbnisse waren im normalerweise Erdbestattungen. Die bekanntesten Grabstätten der Eisenzeit sind die von Pazyryk im sibirischen Altaigebirge, die aus der Zeit um 400 vor Christus stammen und nicht nur die gut erhaltenen Körper von Menschen und Pferden enthalten, sondern auch Stoffe und Gegenstände aus Leder. Von den Gräbern in Pazyryk sind an der Erdoberfläche flache Erdwälle oder Hügel sichtbar, die mit Steinen bedeckt sind. Unter jedem Hügel befindet sich ein Grabschacht von vier bis fünf Meter Tiefe. Diese Schächte müssen während des Sommers ausgehoben worden sein, wenn der Boden nicht hart gefroren war. Innerhalb der Schächte befinden sich Holzkammern, darüber Schichten von Holzstämmen und Steinen bis zur Hügelbasis.
Kurz nachdem die Grabstätten gebaut waren, stieg die noch in den Kammern verbliebene warme Luft nach oben. Der in ihr enthaltene Wasserdampf kondensierte an den Steinen der Schachtfüllung und des Hügels und tropfte wieder hinunter. Die Feuchtigkeit drang in die Körper und die Grabbeigaben und gefror während des sibirischen Winters. Der Hügel über dem Grab isolierte und verhinderte ein Auftauen. Auf diese Weise wurden die Gräber in Pazyryk über 2000 Jahre im Eis eingeschlossen.

In einer Grabkammer mit Wandbehängen aus Filz hatte man die einbalsamierten Leichen einer Frau und eines Mannes in einen Sarg aus einem ausgehöhlten Lärchenstamm gelegt, auf dem sich ausgeschnittene Silhouetten von Hirschen und Rehen befanden. Die Arme des Mannes und ein Teil eines Beines waren von Tätowierungen bedeckt. Sie stellten wirkliche und mythologische Tiere dar, und zwar Greife, Widder, Vögel, Schlangen, Hirsche und Rehe.
Der Sarg enthielt außerdem einen wollenen Teppich, der um die Körper und einige Kleidungsstücke aus Leinen geschlungen war. An einer anderen Stelle der Grabkammer befanden sich weitere Kleider und Stoffe, Gegenstände aus Leder, Möbel aus Holz, Gold- und Silberschmuck, sowie Spiegel. In jedem Grab befanden sich an einer Seite neben den Hauptgrabkammern zwischen 7 und 14 Pferdegräber. Einige der Pferde waren gut erhalten, ebenso mehrere Ausrüstungsgegenstände wie Zaumzeug, Sättel und Satteldecken aus Stoff. Zwischen den Pferden stand ein großer vierrädriger Wagen mit einer Überdachung aus Filz.

Die Menschen, die ihre Toten in Gräbern wie die von Pazyryk beisetzten, waren nomadisierende Schafzüchter. In vieler Hinsicht hatten sie Gemeinsamkeiten mit den Skythen, die viel weiter westlich in den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres lebten, ihre ranghöchsten Toten auch in prachtvollen Gräbern beisetzten und in ihrer Kunst vornehmlich Tiere darstellten.
Die Funde in den gefrorenen Gräbern, besonders die Stoffe, weisen darauf hin, daß Kontakte mit Persien und China zu jener Zeit bestanden, was sich in Ähnlichkeiten der Muster und der Verwendung von Materialien wie Seide zeigt.